Zuletzt aktualisiert: 09.01.2025
Der Grounded-Theory-Ansatz zählt zu den wichtigsten Analysemethoden der qualitativen Sozialforschung und bietet einen strukturieren Rahmen für die systematische Datenanalyse.
Erfahren Sie in diesem Research Guide, wie Sie die Grounded-Theory-Methode schnell und einfach beginnen und umsetzen können – unterstützt durch die Analysesoftware MAXQDA.
Mit MAXQDA können Sie:
- Ihre Daten systematisch organisieren und analysieren
- Codes und Kategorien entwickeln
- Codes und Kategorien entwickeln
- Theoretische Zusammenhänge anschaulich visualisieren
- Ihre Ergebnisse dokumentieren und publizieren
Integration von künstlicher Intelligenz sinnvoll bereichern können – mithilfe von AI Assist, dem KI-Tool von MAXQDA.

Was ist Grounded Theory?
Die Grounded Theory ist ein Forschungsansatz zur systematischen Entwicklung einer gegenstandsbezogenen Theorie, die in den erhobenen Daten verankert („grounded“) ist. Im Gegensatz zu hypothesenprüfenden Verfahren beginnt die Grounded-Theory-Methode nicht mit einer vorab formulierten Theorie, sondern entwickelt theoretische Konzepte induktiv aus dem Datenmaterial.
Die Grundsätze der Grounded Theory wurden 1967 von den Soziologen Barney Glaser und Anselm Strauss in ihrem Buch The Discovery of Grounded Theory formuliert. Darin präsentierten sie erstmals einen systematischen Ansatz zur Theorieentwicklung direkt aus den Daten. Aus diesem ursprünglichen Ansatz haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Varianten entwickelt: der klassische Ansatz von Glaser (1978), die pragmatische Weiterentwicklung von Strauss & Corbin (1990), der konstruktivistische Ansatz von Charmaz (2006) sowie die postmoderne Situationsanalyse von Clarke (2005). Trotz unterschiedlicher Grundannahmen teilen alle Ansätze das zentrale Prinzip der datenbasierten Theorieentwicklung.
Eine Besonderheit des Grounded-Theory-Ansatzes liegt im iterativ-zyklischen Forschungsprozess: Datenerhebung, Analyse und Theoriebildung erfolgen häufig nicht linear nacheinander, sondern in einem kontinuierlichen Wechsel. Dieser Prozess wird durch das „Theoretische Sampling“ gesteuert – die gezielte Auswahl weiterer Daten auf Basis der entstehenden theoretischen Konzepte.

Vereinfachter Ablauf einer Grounded-Theory-Studie
„All is data“ – dieser bekannte Leitsatz von Barney Glaser verdeutlicht, dass verschiedenste Datenarten in die Analyse einbezogen werden können: Interviews, Beobachtungsprotokolle, Dokumente, Fotos, Audio- und Videomaterial. MAXQDA unterstützt Sie bei der Integration und systematischen Analyse all dieser Datentypen.
Die Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA
Der Grounded-Theory-Ansatz zeichnet sich durch seine methodische Flexibilität aus – es gibt keine starren Regeln oder strikt vorgegebenen Analyseschritte. Dennoch lässt sich der Forschungsprozess in charakteristische Arbeitsschritte einteilen:
- Offene, initiale Codierung
- Fortgeschrittene Codierung
- Visualisierung der Theorie
- Theoretische Integration und Verschriftlichung
Diese Arbeitsschritte bauen zwar aufeinander auf, werden aber nicht linear durchlaufen. Vielmehr bewegen sich Forschende zyklisch zwischen den Phasen, kehren zu früheren Schritten zurück und verfeinern ihre Analyse kontinuierlich. Gerade diese Offenheit und Flexibilität des Ansatzes kann herausfordernd sein. MAXQDA hilft Ihnen mit seinen strukturierten, aber anpassbaren Analysewerkzeugen dabei, Klarheit und Orientierung in den Forschungsprozess zu bringen!
MAXQDA unterstützt Sie dabei, relevante Datensegmente systematisch zu finden, zu vergleichen und zu codieren. Mithilfe von MAXQDA können Sie Ihre analytischen Gedanken in Memos festhalten und den aktuellen Stand Ihrer Theorie visualisieren und weiterentwickeln. So können Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: die schrittweise Entwicklung Ihrer theoretischen Konzepte.
Wenn Sie noch keine MAXQDA-Lizenz haben, laden Sie sich die kostenlose 14-Tage-Testversion herunter, um loszulegen:
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Schritt 1 der Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA: Offene, initiale Codierung
Das Codieren ist der erste und zugleich der wichtigste Schritt zwischen der Datenerhebung und der Entwicklung einer validen Theorie aus den Daten. Beim Codieren werden einzelnen Textabschnitten Codes zugeordnet, wobei ein Code mehr ist als nur ein beschreibendes Label – er ist ein analytisches Werkzeug, das die konzeptuelle Abstraktion der Daten ermöglicht. Wie Charmaz (2014) hervorhebt: „Codieren bedeutet, Datensegmente mit einem Label zu versehen, das gleichzeitig kategorisiert, zusammenfasst und erklärt.“
In der ersten Phase, die von Strauss und Corbin (1990, 1996) als „offenes Codieren“ und von Charmaz (2006, 2014) als „initiales Codieren“ bezeichnet wird, arbeiten Forschende sehr intensiv und eng mit den Daten. Dabei wird oft Zeile-für-Zeile vorgegangen und es werden zahlreiche Codes entwickelt. Diese Phase legt den Grundstein für eine differenzierte Analyse, in der die Codes abstrahiert, organisiert und in Beziehung zueinander gesetzt werden.

In MAXQDA können Sie ganz einfach codieren: Sie markieren einen Abschnitt im Datenmaterial und ziehen ihn mit der Maus auf einen bestehenden Code – oder legen direkt einen neuen Code an, der dann auch gleich zugewiesen wird. Doch gerade für das initiale, offene Codieren hält MAXQDA viele weitere Möglichkeiten bereit, die das Codieren erleichtern:
Der Modus „Offenes Codieren“
Sie können zum Beispiel den Modus Offenes Codieren für einen Text einschalten. Sobald Sie einen Textabschnitt markieren und die Maustaste loslassen, öffnet sich direkt ein Fenster, in dem Sie eine Bezeichnung für den Code eingeben können – und bei Bedarf auch gleich analytische Gedanken und wichtige Erkenntnisse zu dem Code und der Codierung ergänzen können:

Der Modus „Offenes Codieren“ vereinfacht den Prozess des initialen Codierens in der Grounded Theory
Beim Eintippen eines neuen Codenamens listet MAXQDA gleichnamige Codes auf. So behalten Sie die Übersicht über Ihre Codes, vermeiden es, identische Codes mehrfach zu erstellen, und können bei Bedarf ähnliche Codes leicht fusionieren.
Tipp: Vorschläge für neue Codes automatisch erhalten (mit KI-Unterstützung)
MAXQDA kann Ihnen Codevorschläge für eine Phrase oder einen Textabschnitt sogar automatisch erzeugen. Wenn Sie das Add-on AI Assist verwenden, können Sie einen Textabschnitt markieren und dann AI Assist > Neuen Code für Textselektion vorschlagen aus dem Rechtsklick-Menü starten. MAXQDA präsentiert daraufhin zahlreiche Vorschläge für geeignete Codes einschließlich einer kurzen Erläuterung.
Für eine Grounded-Theory-Analyse ist insbesondere der dritte Bereich mit den interpretativen Codes interessant:

Von MAXQDA automatisch erzeugte Codevorschläge
In-vivo-Codieren
Beim offenen, initialen Codieren nach der Grounded-Theory-Methode kommt auch das sogenannte „In-vivo-Codieren“ zum Einsatz: Analytisch interessante Wörter oder Phrasen aus dem Datenmaterial werden als Codename übernommen. So bleibt die Nähe zum Datenmaterial erhalten. Klicken Sie in MAXQDA auf das Icon Codieren In-vivo, so wird ganz oben im Codesystem ein neuer Code angelegt, der aktuell markierte Text als Codename übernommen und die markierte Textstelle wird direkt mit dem neuen Code codiert.

In-vivo-Codieren: Ein Wort oder eine Phrase aus dem Text wird direkt als Code übernommen
Farbcodieren
Arbeiten Sie gerne mit Textmarkern? So ähnlich, wie Sie in einem Buch Stellen farbig hervorheben können, lassen sich auch in MAXQDA Textstellen mit sogenannten Farbcodes versehen. Die Textstellen werden beim „Farbmarkieren“ gleich codiert, sodass sich die Textstellen später leicht wiederfinden und zusammenstellen lassen.

Mit den Farb-Codes können Sie Textstellen wie mit einem Textmarker hervorheben
Schritt 2 der Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA: Fortgeschrittenes Codieren
Beim offenen, initialen Codieren entstehen oft lange Listen von offenen Codes. Nachdem Sie die ersten Daten initial codiert haben, gilt es daher die Analyse im nächsten Schritt auf einen abstrakteren Level zu heben. Die Codes müssen gesichtet, analysiert, fusioniert und abstrahiert werden, um diese zu Kategorien – den Bausteinen der späteren Theorie – weiterzuentwickeln. Charmaz (2014) nennt dieses fortschreitende Codieren „fokussiertes Codieren“, Strauss und Corbin (1990) sprechen von „axialem“ und „selektivem“ Codieren, bei Glaser (1978) heißt es „theoretisches Codieren“. Unabhängig davon, welchem Grounded-Theory-Stil Sie folgen, leistet MAXQDA wertvolle Unterstützung für die Weiterarbeit mit den Codes.

Codes organisieren
Im „Codes“-Fenster können Sie die Codes in Ober- und Untercodes organisieren, etwa um ähnliche Aspekte und Konzepte zu gruppieren und um abstraktere, analytischere Begriffe einzufügen. Dabei kann nicht nur eine Ebene von Untercodes erstellt werden, sondern es können bei Bedarf auch Untercodes von Untercodes etc. erzeugt werden. Die Codes hinter den Zahlen geben an, wie viele Stellen in den Daten mit diesem Code codiert wurden.

Arbeit mit offenen Codes im MAXQDA-Fenster „Codes“
Tipp: Wenn Sie zwei sehr ähnliche Codes vereinen möchten, ziehen Sie einfach einen Code auf einen anderen und lassen Sie ihn wie im Bild zu sehen auf dem Schriftzug „Fusion“ fallen.
Creative Coding: Codes visuell auf einer Arbeitsfläche organisieren
Für die visuelle Weiterarbeit mit den Codes steht in MAXQDA eine eigene Arbeitsumgebung zur Verfügung: Creative Coding. Sie können sich Creative Coding vorstellen wie eine große Pinwand, auf der Sie Notizzettel mit Codenamen organisieren können.
Sobald Sie Creative Coding gestartet haben, öffnet sich ein eigenes Fenster. Auf der linken Seite ist der aktuelle Stand der „Codebaums“ aus dem Fenster „Codes“ zu sehen. In die leere Fläche auf der rechten Seite ziehen Sie Codes hinein und organisieren diese wie auf einer Pinwand. Sie können entweder Code für Code vorgehen oder mehrere Codes auf einmal auf die Fläche ziehen.

Creative Coding: Codes für die visuelle Organisation auswählen
- Platzieren Sie ähnliche Codes in der Nähe zueinander.
- Fusionieren Sie Codes, indem Sie einen Code auf einem anderen mit der Maus „fallen lassen“.
- Fügen Sie abstraktere Begriffe ein und fügen Sie Pfeile ein, um Beziehungen zu Untercodes zu definieren. Je nach Abstraktionsgrad und Bedeutung für die Theorie entwickeln sich hierbei Kategorien.
- Weisen Sie einzelnen Codes und Gruppen von Codes verschiedene Farben zu, um diese inhaltlich voneinander abzugrenzen und ähnliche Codes leicht erkennbar zu machen. Die Codefarben werden an vielen Stellen in MAXQDA angezeigt und sind ein hilfreiches Mittel für die Analyse.

Creative Coding: Codes gruppieren, strukturieren, einfärben
Tipp: Die Arbeitsumgebung „Creative Coding“ ist interaktiv, das heißt, bei Ihrer Grounded-Theory-Analyse bleiben Sie stets mit den Originaldaten verbunden. Wenn Sie die Maus auf ein Codesymbol halten, erscheinen die analytischen Notizen aus dem Code-Memo und ein Doppelklick öffnet eine Liste mit den Datenstellen, die Sie dem Code zugewiesen haben.
Natürlich können Sie beim Beenden von Creative Coding die neue Struktur in das Fenster „Codes“ übernehmen. Alle neu eingefügten Codes werden ergänzt, fusionierte Codes werden vereint, die Codefarben werden übernommen, und die Hierarchie wird entsprechend der gesetzten Pfeile angepasst.
Übrigens heißt es auf der Oberfläche von MAXQDA immer „Codes“, auch wenn diese im Sinne der Verlauf der Grounded-Theory-Analyse zu „Kategorien“ weiterentwickelt werden.
Memos – Das Herzstück der Grounded-Theory-Analyse
Das Codieren ist zweifellos ein zentraler Bestandteil der Grounded-Theory-Analyse. Genauso wichtig – und oft unterschätzt – ist jedoch das kontinuierliche Schreiben von Memos. Memos begleiten den gesamten Forschungsprozess und sind das zentrale Werkzeug für die Theorieentwicklung.
Forschende „theoretisieren“ anhand der Daten, indem sie Memos schreiben, um die theoretische Bedeutung hinter den Codes und die logischen Beziehungen zwischen den Codes während des Codierungsprozesses herauszuarbeiten. (Glaser, 1998).
Während wir also gleich mit den weiteren Schritten der Analyse fortfahren, widmen wir uns zunächst diesem wichtigen Aspekt.
Memos sind schriftliche Analyseprotokolle, die Ihre Gedanken, Ideen und Erkenntnisse während des gesamten Forschungsprozesses dokumentieren. Sie dienen als „Gespräche mit sich selbst“ über die Daten, wie Charmaz (2014) es ausdrückt. In Memos halten Sie erste Interpretationsideen fest, entwickeln Ihre Codes weiter zu theoretischen Kategorien, dokumentieren Entscheidungen im Forschungsprozess und elaborieren schließlich Ihre entstehende Theorie.
Memos in MAXQDA
Memos in MAXQDA haben einen Titel. So können Sie jeweils notieren, worum es in einem Memo geht, was das spätere Wiederfinden und Weiterbearbeiten der Memos erleichtert. Praktisch: Sie können bei jedem Memo jederzeit sehen, wann es erstellt wurde und wann Sie es zuletzt bearbeitet haben.

Memo für einen Code in MAXQDA
In MAXQDA können Sie Memos wie einen Post-It-Notizzettel an Ihre Daten, Codes, Kategorien und Fälle „heften“. Für Grounded-Theory-Studien bietet sich z.B. folgende Nutzung der verschiedenen Memoarten an:
- Memos an einer konkreten Stelle in den Daten (In-Dokument-Memos): Analytische Gedanken, Erkenntnisse und Interpretationen zu spezifischen Textstellen oder Bildausschnitten
- Memos an einem Code (Code-Memos): Analytische Einsichten zu Codes, Kategorien und Konzepten.
- Memos an einem Fall/Dokument (Dokument-Memos): Ergänzende Informationen zu einzelnen Fällen und Erhebungssituationen; Fallzusammenfassungen; analytische Erkenntnisse zu einem Fall
Es gibt noch weitere Memoarten in MAXQDA, z.B. freie Memos, die keinem konkreten Element zugeordnet sind und die Sie für die Reflektion von Vorannahmen, Gedanken zu übergreifenden Konzepten und die Integration verschiedener analytischer Memos verwenden können.
Auf der Oberfläche von MAXQDA können Sie Memos leicht an ihren Symbolen, den kleinen gelben Notizzetteln, erkennen. Ein Doppelklick auf das Symbol öffnet das Memo und Sie können es bearbeiten.

Memos auf der Oberfläche von MAXQDA, symbolisiert durch gelbe Haftnotiz-Symbole
Jedem Memo können Sie eines von zwölf verschiedenen Symbolen zuweisen, z.B. das „T“ für theoretische Überlegungen und das „M“ für methodische Entscheidungen. Eins der farbigen Symbole kann für integrative Memos verwendet werden, „die alle Informationen zu einem Konzept zusammenfassen und ein Gefühl dafür vermitteln, wie sich Hauptkonzepte zusammenfügen könnten“ (Corbin & Strauss, 2015). So ist es leicht, verschiedene Inhalte von Memos zu unterscheiden.

Memo-Symbole zur Unterscheidung verschiedener Memo-Typen
Tipp: Klicken Sie auf das Zahnrad-Symbol neben den Memo-Symbolen, um deren projektspezifische Bedeutung zu dokumentieren.
Übersicht über die Memos behalten: Der Memo-Manager von MAXQDA
Um stets die Übersicht über alle Memos zu behalten, gibt es in MAXQDA den Memo-Manager, der sich im Hauptmenü über den Reiter „Memos“ öffnen lässt. Klicken Sie beispielsweise auf Memos > Code-Memos, um alle Memos anzuzeigen, die Sie für Codes geschrieben haben. Im Memo-Manager können Sie Memos lesen, bearbeiten, filtern, zu Sets zusammenstellen und exportieren.

Memo-Manager: Ausgewählte oder alle Memos eines Projekts anzeigen und bearbeiten
Der Memo-Manager macht es einfacher denn je, den Überblick über Ihre analytischen Gedanken zu behalten und diese systematisch weiterzuentwickeln – eine zentrale Voraussetzung für die Theorieentwicklung in der Grounded Theory.
Schritt 3 der Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA: Visualisierung der Theorie
Zurück zu unseren Schritten: Durch das fortschreitende Codieren kristallisieren sich bedeutsame Kategorien und theoretische Bezüge zwischen diesen Kategorien heraus. Die ersten Bausteine für die gegenstandsbezogene Theorie nehmen Form an. Falls dies noch nicht der Fall ist: kein Problem – das Codieren kann erst noch weiter vertieft werden und Sie können noch weitere Daten erheben.
Selbst wenn nur erste Ideen für Zusammenhänge bestehen: Die Visualisierung des aktuellen Standes in einer Concept-Map ist ein guter Start für die Entwicklung der Theorie, denn das Visualisieren fördert das Nachdenken über Bezüge und relevante Bedingungen. Visualisierungen unterstützen Sie auch dabei, Lücken in der entstehenden Theorie zu identifizieren. Diese können dann durch die Erhebung weiterer Daten im Sinne eines theoretischen Sampling geschlossen werden.
Diagramme sind visuelle Hilfsmittel, die Beziehungen zwischen analytischen Konzepten darstellen. Corbin & Strauss (2015)
Für die Erstellung von Concept-Maps gibt es in MAXQDA die Arbeitsumgebung MAXMaps. Dort können Sie eine neue Concept-Map erstellen und dann beliebige Elemente aus Ihrem Projekt auf die Fläche ziehen. In eine Map können Sie z.B. einzelne Kategorien und codierte Textstellen aus den Originaldaten und Memos mit analytischen Notizen einfügen. Mit Linien und Pfeilen lassen sich Beziehungen zwischen den Elementen deutlich machen und diese lassen sich auch beliebig beschrieben, z.B. mit „ist eine Form von“, „ist Teil von“ oder „ist das Ergebnis von“. Natürlich können Sie auch freie Textfelder sowie Kreise, Rechtecke und andere Formen in die Map einfügen.

Concept-Maps erstellen für die Entwicklung der Theorie
Modellvorlagen für Grounded-Theory-Diagramme
MAXQDA bietet zahlreiche Modellvorlagen in MAXMaps an, mit denen Sie wichtige Komponenten Ihres Projekts automatisch in eine neue Map importieren können. Es gibt sowohl fallbasierte als auch code-/kategorienbasierte Vorlagen. Für Analysen im Stile der Grounded Theory bietet sich das Code-Theorie-Modell an. Es zeigt eine Kategorie und die zugehörigen Subkategorien sowie zugehörige Memos mit Notizen an:

Code-Theorie-Modell – per Vorlage in MAXMaps erstellt und dann individuell angepasst
Tipp für Fortgeschrittene: MAXMaps eignet auch zur Umsetzung etablierter Analysewerkzeuge der Grounded Theory wie das „Codierparadigma“ und die „Conditional/Consequential Matrix“ von Strauss und Corbin sowie „Situational Maps“ nach Clarke.
Schritt 4 der Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA: Theoretische Integration und Verschriftlichung
Die Entwicklung einer in den Daten begründeten Theorie ist ein zyklischer Prozess. Die in den vorherigen Schritten beschriebenen Aktivitäten – Codieren, Kategorienbildung, Visualisierung und Memo-Schreiben – werden mehrfach durchlaufen. Weitere Daten werden auf diese Weise analysiert und bei Bedarf werden neue Daten im Sinne des Theoretical Sampling erhoben und analysiert. Die neuen Erkenntnisse werden in die entstehende Theorie integriert, bis eine theoretische Sättigung erreicht ist.
Dann steht die große Herausforderung der theoretischen Integration an. Wie Corbin und Strauss (2015) betonen: „Die Integration stellt vermutlich die größte Herausforderung im Analyseprozess dar, denn sie erfordert es, sämtliche Memos zu sichten und zu ordnen, um Anhaltspunkte dafür zu finden, wie die Kategorien miteinander in Beziehung stehen.“
Auch bei dieser komplexen Aufgabe kann MAXQDA Sie mit verschiedenen Tools unterstützen.
Der Memo-Manager als Integrationshelfer
Ihre theoretischen Memos sind der Schlüssel zur Integration. Im oben vorgestellten Memo-Manager können Sie alle theoretischen Memos zusammenstellen, nach Konzepten filtern und systematisch zu einer kohärenten Theorie verbinden. Hierfür können Sie weitere integrierende Memos anlegen oder Ihre Erkenntnisse direkt in Ihren Forschungsbericht als Grundlage für die Verschriftlichung der Theorie kopieren. Natürlich können Sie eine beliebige Auswahl an Memos auch als Textdatei exportieren.
QTT: Der Workspace für Ihre Theorieentwicklung
Zudem ist die innovative QTT-Arbeitsumgebung (Questions - Themes - Theories) der perfekte Ort in MAXQDA für die Integration Ihrer Erkenntnisse. Hier bringen Sie alle wichtigen Elemente Ihrer Analyse zusammen:
- Forschungsfragen als Ausgangspunkt
- Zentrale Codes und Kategorien
- Wichtige Memos
- Schlüsselzitate
- Visualisierungen
- Theoretische Erkenntnisse

Die QTT-Arbeitsumgebung von MAXQDA
Für jedes Element, das Sie in QTT einfügen, können Sie Ihre analytischen Einsichten notieren, die automatisch in einem Bereich "Integration der Erkenntnisse" zusammengeführt werden. Die QTT-Arbeitsumgebung fungiert damit als Brücke zwischen Ihrer Analyse und dem Forschungsbericht. Die dort zusammengetragenen Erkenntnisse, Visualisierungen und Zitate bilden eine ideale Grundlage für das Verschriftlichen Ihrer Grounded Theory.
Tipp: Legen Sie sich zu Beginn der Integrationsphase ein QTT-Arbeitsblatt an und tragen Sie kontinuierlich die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. So behalten Sie den Überblick und die Verschriftlichung wird deutlich einfacher.
KI-Unterstützung für Ihre Grounded-Theory-Analyse in MAXQDA
Die Integration von künstlicher Intelligenz in die qualitative Datenanalyse eröffnet neue Möglichkeiten für Grounded-Theory-Studien. Das Add-on AI Assist für MAXQDA kann Sie in verschiedenen Phasen Ihrer Analyse unterstützen – nicht als Ersatz für Ihre interpretative Arbeit, sondern als ergänzendes Werkzeug zur Erhöhung der theoretischen Sensibilität und zur Exploration der Daten.
In Schritt 1 haben wir bereits vorgestellt, wie Sie sich offene Codes vorschlagen lassen können, doch es gibt viele weitere KI-Funktionen in MAXQDA zur Unterstützung Ihres Grounded-Theory-Projekts:
- Erklären: Lassen Sie sich unbekannte Begriffe oder Fachsprache in den Daten erläutern, um beim offenen Codieren besser interpretieren zu können.
- Texte zusammenfassen: Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick über einzelne Texte, um relevante Passagen für das offene Codieren zu identifizieren.
- Codierte Textstellen zusammenfassen: Analysieren Sie Eigenschaften und Dimensionen entstehender Kategorien durch die Zusammenfassung codierter Textstellen aus allen oder ausgewählten Fällen.
- Chat über einen Text: Identifizieren Sie Muster und Themen in einzelnen Interviews, die Ihnen möglicherweise entgangen sind, um Ihre theoretische Sensibilität zu erhöhen.
- Chat über codierte Textstellen: Analysieren Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Fällen und zwischen „Incidents“ im Sinne eines konstanten Vergleichs, wie er für die Grounded Theory typisch ist.
Wichtig: Die KI-gestützten Funktionen ersetzen nicht Ihre interpretative Arbeit, sondern regen zur Reflexion an und unterstützen Sie dabei, neue Perspektiven auf Ihre Daten zu entwickeln.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Umsetzung Ihrer Studie nach der Grounded-Theory-Methode mit MAXQDA.
Literatur
Charmaz, K. (2006). Constructing grounded theory. SAGE.
Charmaz, K. (2014). Constructing grounded theory (2. Aufl.). SAGE.
Clarke, A. E. (2005). Situational analysis: Grounded theory after the postmodern turn. SAGE.
Corbin, J. M., & Strauss, A. L. (2015). Basics of qualitative research: Techniques and procedures for developing grounded theory (4. Aufl.). SAGE.
Glaser, B. (1998). Doing grounded theory: Issues and discussions. Sociology Press.
Glaser, B. G. (1978). Theoretical sensitivity: Advances in the methodology of grounded theory. Sociology Press.
Glaser, B. G., & Strauss, A. L. (1967). The discovery of grounded theory. Aldine.
Strauss, A. L., & Corbin, J. M. (1990). Basics of qualitative research: Grounded theory procedures and techniques. SAGE.
Strauss, A. L., & Corbin, J. M. (1998). Basics of qualitative research: Techniques and procedures for developing grounded theory (2. Aufl.). SAGE.
Weitere Ressourcen für Ihr Grounded-Theory-Analyse mit MAXQDA
Kostenloser MAXQDA-Press-Guide

Der ausführliche Guide von Rädiker (2023) bietet:
- Detaillierte Anleitungen
- Viele Screenshots
- Vertiefende methodische Hinweise, z.B. zur Umsetzung des Codierparadigmas (Strauss/Corbin) und der Codierfamilien (Glaser)
Video-Tutorial (30 min.)
In diesem Video erhalten Sie viele praktische Hinweise zur Umsetzung von Grounded-Theory-Projekten mit MAXQDA inkl. einer Demonstration wichtiger Funktionen in MAXQDA.