Das Dokument-Portrait zur Visualisierung von codierten Textsegmenten ermöglicht einen anschaulichen Überblick zur Struktur und zu den Inhalten einzelner Dokumente. Welche neuen Funktionen es hier mit MAXQDA 12 gibt und wie Sie diese sinnvoll nutzen können zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Das Dokument-Portrait entfaltet sein volles Potential primär dort wo es wichtig ist eine Übersicht über die codierten Daten zu gewinnen. Im Folgenden widmen wir uns dabei zwei Anwendungsszenarien: Zum einen dem visuellen Erfassen und Vergleichen der Verteilung und Häufigkeit von Thematisierungen in Leitfadeninterviews, zum anderen der – seit MAXQDA 12 massiv erleichterten – Darstellung des Verlaufs von, und der Verteilung der Redeanteile in, Fokusgruppengesprächen.
Dokumente visualisieren und vergleichen
Grundlegend betrachtet eröffnet das Dokument-Portrait die Möglichkeit darzustellen
- welchen Raum verschiedene Codes bzw. Themen einnehmen, und
- in welcher Art und Weise etwas thematisiert wurde.
Betrachten wir zur Erläuterung dieser Punkte die Dokument-Portraits eines strukturierten und eines offenen Leitfadeninterviews, welche beide die persönliche Zufriedenheit im Bezug auf bestimmte Lebensbereiche (siehe Bild) erhoben hatten. Dazu weisen wir den uns interessierenden Codes zunächst Farben zu, aktivieren sie anschließend und wählen schließlich das Dokument-Portrait im Kontextmenü (aufzurufen via Rechtsklick) des jeweiligen Dokuments aus. (Alternativ könnten wir uns auch über das Menü [Visual Tools > Dokument-Portrait] das Portrait des im Dokument-Fenster zu sehenden Dokuments anzeigen lassen.)
Wir erhalten die folgenden beiden Portraits:

Themen der vergebenen Codes
Wir sehen nun die in den Dokumenten – mit ein und derselben Codefarbe codierten – Segmente nach ihrem Auftreten im Transkript von oben links nach unten rechts angeordnet. (In unserem Beispiel wurde jede Farbe nur einem Code zugewiesen.) Auf den ersten Blick fallen dabei zunächst die Unterschiede in der Gesprächsführung auf: während die Thematisierungen der Lebensbereiche im strukturierten Interview in sich abgeschlossen auftreten, treten sie im offenen Interview eher verstreut in Erscheinung.
Tipp: Mit einem Linksklick auf eine der Kacheln können Sie im Dokument sofort zum entsprechenden Segment springen. Per Rechtsklick können Sie sich alle Codings der gewählten Farbe ausgeben lassen.
Darüber hinaus können wir in etwa abschätzen welche Themen intensiver (orange) bzw. weniger intensiv (hellblau) besprochen wurden. Wählen wir nun die in MAXQDA 12 eingeführte Option „Sortieren nach Häufigkeit“ aus wird diese Einschätzung noch einmal deutlich präziser ermöglicht:
Die Balkendiagramme zeigen uns nun jeweils die Häufigkeit der in ein und derselben Codefarbe codierten Segmente absteigend von links nach rechts. Dabei ist die Reihenfolge der Farben je nach Häufigkeitsverteilung von Portrait zu Portrait aber natürlich unterschiedlich. Wollen wir nun den Anteil der codierten Segmente direkt zwischen Dokumenten vergleichen wählen wir deshalb die ebenfalls neue Option „Sortieren nach Farbe“:
Hier wurden nun die codierten Segmente nicht nach ihrem Auftreten im Text oder nach ihrer Häufigkeit sortiert, sondern nach der Reihenfolge des Farbkreises. Dadurch werden die Anteile der codierten Segmente am Gesamtdokument über viele Dokumente hinweg leicht miteinander vergleichbar. Nun ist auf einen Blick sichtbar welchen Raum die Themen in beiden Interviews im direkten Vergleich einnehmen. Mit einem Klick auf „Exportieren“ können wir die Portraits nun als Bild (.png) oder Vektor-Grafik (.svg) speichern um sie beispielsweise ausgedruckt auf ein Whiteboard zu pinnen oder um sie später in den Forschungsbericht zu integrieren.
Fokusgruppengespräche mit dem Dokument-Portrait visualisieren
Im Verbund mit dem in MAXQDA 12 eingeführten Fokusgruppen-Feature können wir das Dokument-Portrait auch nutzen um den Verlauf von Fokusgruppengesprächen und die Redeanteile zu visualisieren. Dazu wählen wir das Fokusgruppen-Dokument aus und aktivieren die Codes der Fokusgruppe – auch hierbei müssen wir natürlich den Codes zuvor Farben zuweisen.


Verlauf des Fokusgruppengesprächs

Redeanteile nach Häufigkeit sortiert
Wir sehen nun in dem ersten Dokument-Portrait den Verlauf des Fokusgruppengesprächs visualisiert. Dabei fällt auf dass sich die Teilnehmenden gegenseitig relativ viel Raum gewähren – der einzige Einwurf ist von Frau A (hellblau) bei den Ausführungen von Frau J (dunkelblau). Wir sehen weiterhin dass die Beiträge des Moderators im Vergleich zu jenen der anderen Teilnehmer_innen zwar eher kurz ausfallen – die Einleitung ausgenommen –, dass sie aber (bis auf den genannten Einwurf von Frau A) jeden Sprecherwechsel begleiten bzw. bedingen. Das zweite Dokument-Portrait zeigt uns die nach ihrer Gesamtlänge sortierten Redeanteile der Teilnehmenden, wobei sich Frau A und der Moderator deutlich abheben, während Frau I quantitativ am wenigsten zur Diskussion beigetragen hat.
Haben Sie noch Fragen, Anmerkungen oder Wünsche zum Dokument-Portrait? Wir freuen uns über jeden Kommentar, entweder direkt hier auf der Seite oder in unserem Forum.