[b:1u554lrn]Erst noch einmal der Hinweis:[/b:1u554lrn]
Arbeitet nicht mit veralteten Auflagen, vor allem, wenn die neuen Auflagen überarbeitet wurden. Wenn dem Prüfer das ausfällt, könnt ihr für die Literaturauswahl nicht mehr die volle Punktzahl erhalten.
Du bist nicht zu dumm, wie du im anderen Thread schriebst, sondern arbeitet einfach mit einem Buch, was zwar das erste und daher bekannteste Buch zur QIA ist, aber leider auch das, was am wenigsten verständlich ist. In Mayrings Buch ist die zentralste Form der Auswertung, die ihr auch gewählt habt, auf einer halben Seite beschrieben. Es ist klar, dass dies zu mehr Fragen als zu mehr Klarheit führt. Die Bücher "Qualitative Inhaltsanalyse" von Udo Kuckartz (beschreibt das Verfahren auf 25 Seiten) und "Qualitative Content Analysis in Practice" von Margrit Schreier sind hingegen super geschrieben. Dafür musst du keine „Theoretikerin“ (eigentlich: Methodikerin) sein, die Bücher sind für die Praxis geschrieben. Dort findest du auch Beispiele, die du ja suchst. Sie sind detaillierter und illustrierter in der Beschreibung der Praxis, aber gleichzeitig super einfach zu lesen und zu verstehen. Ich habe schon in zig Betreuungsverhältnissen einen Umstieg empfohlen und anschließend immer den Zuspruch der Betreuten dafür bekommen.
Hier noch einmal meine Linkseite, wo du alle wichtigen Bücher, aber auch open access Überblicksartikel zur QIA findest:
http://methoden-coaching.de/verweise.html[b:1u554lrn]Ich empfehle euch dringend mit Kuckartz oder Schreier zu arbeiten.[/b:1u554lrn] Kuckartz Buch gibt es auch auf Deutsch (aktuell 3. Auflage) und müsste für alle Studierenden als Download in der Bibliothek zur Verfügung stehen. Wenn ihr VPN nutzt, um von Zuhause den Vollzugriff auf die Bibliotheksdatenbank zu haben, könnt ihr das eBook sogar vom eigenen PC herunterladen.
Überfliegt mindestens das Kapitel 4 (Kategorienbildung) und lest intensiv die Kapitel 5 (inhaltlich strukturierende QIA) für das Vorgehen und 9 für Hinweise zur Berichterstellung und zur Dokumentation/ zum Anhang der Arbeit. Im Idealfall lest ihr natürlich Kapitel 1-5 und 8-9 (alle außer Evaluation und Typenbildung).
Nach nur 1-2 Stunden Lesezeit wisst ihr, was zu tun ist. Außerdem wird das Schreiben des Methodenteils mit diesem Buch oder mit Schreiers Buch deutlich einfacher.
Hat euch euer [b:1u554lrn]Prüfer [/b:1u554lrn]gesagt, ihr sollt die QIA nach Mayring nehmen? Unter meinen Kundinnen ist es so, dass dies vor allem quantitativ-statistisch arbeitende Prüfer ohne tiefe qualitative Methodenkenntnisse empfehlen, da Mayring die QIA bekannt gemacht hat. Aufgrund verschiedener Defizite (methodisch, aber auch in Bezug auf die Qualität des Buches als Lehr-/Praxisbuch) gab es diverse Weiterentwicklungen, die jedoch nicht grundverschieden von Mayring Vorschlag sind. Es gibt einen Diskurs zur Weiterentwicklung der QIA, an dem Mayring m.E. als einziger Akteur nicht teilnimmt. Mayrings Methode ist deshalb der Start der gegenwärtigen QIA-Diskussion, aber m.E. alles andere als der aktuelle Stand. Siehe dazu auch das Buch von Steigleder (Link-/Literaturliste), was die methodischen Probleme von Mayrings Vorschlag ins Zentrum rückt. Kuckartz beschreibt sehr ausführlich das Vorgehen bei der inhaltlichen Strukturierung. Selbst wenn ihr wegen eurer Betreuer bei Mayring bleiben würdet, ist das Buch von Kuckartz (aber auch von Schreier) sehr gut, um Mayring zu verstehen. Es war in meinen Betreuungen noch nie ein Problem, wenn eine Weiterentwicklung, statt des Prüfervorschlags Mayring genutzt wurde. Vorsichtshalber kann das mit dem Prüfer abgesprochen werden. Die Wahl einer speziellen Form der QIA, egal ob Mayring, Kuckartz, Schreier oder Gläser/Laudel, sollte im Methodenteil immer begründet werden. I.d.R. ist dies auch für den Prüfer ausreichend, wenn er zuvor nicht gefragt wurde. Denn im Methodenteil zeigt ihr, dass ihr nicht blind Rezepte nachkocht, sondern euer Vorgehen und eure Methodenwahl reflektiert. Das eigene Vorgehen und die eigene Methodenwahl zu reflektieren und nicht die Vorschläge des Prüfers blind abzuarbeiten, zeigt die Qualität einer Arbeit. Ich habe meine Stellen an der Uni bekommen, weil ich gemacht habe, was ich denke und argumentiert habe, wieso es so zu machen ist. Dabei habe ich auch gegen Vorgaben und Empfehlungen verstDas hat mir keinen Stress mit meinen Dozenten eingebracht, sondern als Student meine Hiwi-Stellen und anschließend meine Lehrstelle.
[b:1u554lrn]Zur Frage:[/b:1u554lrn]
Mit "extrahiertes Material" sind die codierten Stellen, auch Codings genannt, bzw. deren Zusammenstellung (MAXQDA: „Liste der Codings“) gemeint. Diese fasst ihr zusammen (Paraphrasierung). Entweder könnt ihr pro Dokument/Fall und Code/Thema eine Zusammenfassung schreiben (MAXQDA: Summary-Funktionen im Analyse-Hauptmenü) und diese Zusammenfassungen in einem weiteren Schritt innerhalb eines Codes weiter zusammenfassen, oder ihr könnt direkt alle Codings zu einem Code sichten und zusammenfassen (MAXQDA: "einfache Coding-Suche" durch "Aktivierung" > Ergebnisse in der "Liste der Codings" sichten). Wenn ein Code Subcodes besitzt, werden nach und nach die Subcodes zusammengefasst (Zusammenfassung pro Kategorie), wodurch ihr bereits anfangt, den Hauptcode zusammenfassen (Zusammenfassung pro Hauptkategorie). Am Ende entsteht ein Textbaustein zu einem Hauptcode, der z.B. eine Forschungsfrage repräsentieren kann, und aus kleineren Textbausteinen besteht, die sich den einzelnen Subcodes widmen.
[b:1u554lrn]Einfach ausgedrückt:[/b:1u554lrn]
Durch das Codesystem und die Codierung wurden die zu analysierenden Dokumente z.B. thematisch segmentiert. Der Nutzen liegt darin, dass du schnell die für ein Thema, z.B. eine Forschungsfrage, relevanten Stellen findest, ohne bei jedem Thema die gesamten Dokumente sichten zu müssen. Anschließend schaust du dir die codierten Stellen zu einem Code an und fasst sie in Hinblick auf deine Forschungsfragen zusammen.
[b:1u554lrn]Beispiel - Ich greife das Beispiel von oben auf, habe die Beschreibung aber umformuliert:[/b:1u554lrn]
Die Forschungsfrage "Was sind aus Sicht der Befragten die gegenwärtig größten Weltprobleme?" kann als Hauptcode angelegt werden. Entsprechend eurer Vorannahmen/Erwartungen oder des Materials, z.B. der Antworten im Interview, werden Subcodes wie "Armut", "Klimawandel" und "Krieg" erzeugt. Anschließend werden alle codierten Stellen (alternativ: die Zusammenfassungen/Paraphrasen) zu einem Subcode, z.B. Armut betrachtet. Die Aussagen werden anschließend (weiter) zusammenzufassen, um einen Textbaustein zu formulieren, der klarstellt, was die Befragten zur Armut als eins der größten Weltprobleme gesagt haben (Zusammenfassung pro Kategorie). Wo sind die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede der Aussagen? Lassen sich die Aussagetypen weiter gruppieren? Warum sehen sie Armut als eins der größten Weltprobleme an? Etc. Gelegentlich können Zitate genutzt werden, um die eigene Zusammenfassung/Paraphrasierung zu illustrieren oder weil ihr es nicht besser ausdrücken könntet. Anschließend werden nach und nach die anderen Subcodes ausgewertet. Dann müssen noch die sonstigen/allgemeinen Stellen ausgewertet werden, die sich keinen Subcodes zuordnen lassen. So entsteht Schritt für Schritt die "Auswertung pro Hauptkategorie". Das Ergebnis ist ein Textbaustein, der den Abschnitt des Ergebniskapitels bildet, in dem ihr die entsprechende Forschungsfrage beantwortet.
[b:1u554lrn]Allgemeiner Tipp:
Lasst euch nicht zu sehr von Begrifflichkeiten verwirren. [/b:1u554lrn] Bei der inhaltlich strukturierende QIA geht es im Kern darum, dass ihr die Dokumentstellen (bei Interviews etwa Antworten) codiert und anschließend die Stellen zu einem Code in Hinblick auf eure Forschungsfragen beschreibt. Stellt euch zur Orientierung nicht Fragen wie "Was bedeutet die Begriffe bei Mayring?", sondern wie "Wie fasse ich meine Daten in Hinblick auf meine Forschungsfragen am besten zusammen?" und handelt innerhalb dieses Rahmens nach eigenem, gegenstandsbezogenem (also am Projekt orientierten) Ermessen. QIA-Verfahren sind keine Rezepte, sondern Vorschläge. Für die Bewertung einer Arbeit spielt es eine Rolle, ob ein Verfahren in Bezug auf euer Projekt gut adaptiert wurde und nicht, ob es möglichst genau kopiert wurde. Letzteres ist sogar ein großer Fehler.
Ich hoffe auch ohne ein detailliertes Beispiel hast du mehr Klarheit. Investiere 1-2 Stunden in Lesen und wirst noch mehr Klarheit haben.
Unterliegt dein Dokument/Projekt dem Datenschutz? Sonst kannst du mir gerne deine Projektdatei und den aktuellen Stand der Thesis, bzw. das Exposé per Mail schicken. Wenn das Projekt geeignet ist, nutze ich es als Basis für ein geplantes Video-Tutorial auf Youtube.
[b:1u554lrn]Letzter Hinweis:[/b:1u554lrn]
Es gibt eine Liste mit [b:1u554lrn]MAXQDA Trainerinnen[/b:1u554lrn], eigentlich für Inhouse-Workshops, die aber auch teilweise Projektberatung anbieten. Die Liste umfasst gut 20 Trainerinnen aus Deutschland. Überwiegend arbeiten sie nebenberuflich. Stefan Rädiker und ich sind hauptberufliche Trainer und Berater. Über das Internet arbeiten wir mit Kundinnen in der individuellen Beratung an den Projektdaten, erörtern das gegenstandsbezogen beste Vorgehen in MAXQDA und schulen die Methoden – immer Orientiert an den Bedürfnissen der Kundinnen und ihrer Projekte. Dabei handelt es sich nicht um Ghostwriting, sondern um individuellen Unterricht. Wir kompensieren Defizite des Lehrplans: Normalerweise sollten die Methoden im Studium vermittelt werden, die für die Thesis verlangt werden. Das dies überwiegend nicht passiert, ist ein grundsätzliches Problem der Hochschullandschaft.
Ein Coaching für deine Fragen dauert etwa eine Stunde plus maximal 30 Minuten Vorbereitung (Einarbeitung in das Projekt). Schaue dir ggf. die Liste der Trainerinnen an:
https://www.maxqda.de/training/maxqda-pr ... al-trainerLiebe Grüße
Andre